Natürlich ist jedes Boot und jedes Schiff anders, so dass sich nicht jede Empfehlung über alle Boote gleichermaßen ziehen läßt. Ein paar grundlegende Dinge möchte ich aber trotzdem zum Thema Kauf einer gebrauchten Yacht beisteuern. Bereits vor dem Kauf sollte man sich über die laufenden Kosten, die so eine Yacht verursachen wird, im Klaren sein. Ansonsten kann man böse Überraschungen erleben-
Unterhaltskosten
So wie auch jedes Fahrrad, verursacht natürlich auch eine Yacht Kosten für deren Unterhalt. Nur nicht so wenig! Doch wie hoch sind solche Kosten? Und welche sind das überhaupt?
Grob über den Daumen gepeilt lässt sich zunächst einmal für jede nicht trailerbare Yacht vermuten, dass sie Kosten in Höhe von 500,- EUR pro Meter Rumpflänge im Jahr verursacht (für Versicherung, Liegeplatz, Betriebskosten und Instandsetzung bzw. Rücklagen dafür). Bei einer 10 Meter langen Yacht wären das also grob 5.000,- EUR pro Jahr, bei einer 12 Meter langen bereits 6.000,- EUR. Für trailerbare Boote gilt dies nicht unbedingt, da sie naturgemäß keine laufenden Liegeplatzkosten verursachen, sondern oftmals auf eigenem Grundstück stehen. Mitunter haben sie allerdings auch feste Liegeplätze im Wasser. Wie es dann mit den Betriebskosten aussieht, vermag ich nicht zu schätzen. Die Faustformel 500,- EUR pro Meter und Jahr würde ich aber bei allen Booten ab spätestens 8 Metern Länge zugrunde legen. Eine Anwendung der Formel auch für kleinere Boote dürfte andererseits aber wohl nicht schaden.
Versicherung
Ich kann jedem Yachteigner eine vernünftige Versicherung nur wärmstens empfehlen. Egal, ob man Schäden verursacht oder erleidet: Im Schadensfall wird es in aller Regel teuer!
Die Kosten dafür liegen bei einer Segelyacht wie der Jirka bei rund 900,- EUR jährlich.
Liegeplatzkosten
Ein Liegeplatz in der deutschen Ostsee schlägt für 10 Meter Schiffslänge mit rund 2.000,- bis 2.500,- EUR zu Buche und unterteilt sich auf für den Sommer- und den Winterliegeplatz. Letzterer ist in Deutschland meistens an Land, wobei dann noch Gebühren für das Kranen und ggf. das Auf- und Abriggen anfallen können. Wer in einem Verein ist, kommt mitunter günstiger an Liegeplätze. Es lohnt sich also, sich unter den Vereinen umzusehen.
Liegeplatzkosten in Fremdhäfen
Da man ab und an sicherlich auch eine Nacht in fremden Häfen verbringt, fallen auch hier Kosten an. Sie belaufen sich auf ungefähr 20,- bis 30,- EUR pro Nacht und Schiff.
Instandsetzungskosten
Jedes Schiff verschleisst. Deshalb sind regelmäßige Arbeiten an Bord unerlässlich. Sei es, ob das Unterwasserschiff neues Antifouling bekommt, Rost geklopft wird oder Holz einen neuen Anstrich erhält. Mitunter muss auch die ein oder andere Leine ersetzt werden, wenn sie zu stark angescheuert sind. Hinzu kommen natürlich Öl und Ölfilter für den jährlichen Ölwechsel, Impeller für die Impellerpumpe und natürlich Diesel für die Maschine.
In regelmäßigen Abständen sind außerdem Rettungswesten und Rettungsinsel zu warten, wozu man sie zum Händler bringt, der sie wiederum zum Testen einschickt.
Und zu guter Letzt sind auch Segel mal fällig, wobei diese aber schon längere Jahre halten sollten.
Was die Jirka betrifft, habe ich noch keine eigenen Erfahrungen, wie hoch die laufenden Instandsetzungskosten sein werden. Aus Erfahrung anderer Eigner mit anderen Schiffen rechne ich jedoch mit rund 3.000,- EUR pro Jahr für Farben und Lacke, Betriebsmittel und Leinen sowie Reparaturen an Rigg, Segel und Maschine, wobei hierin dann allerdings auch die Anschaffungskosten für zum Beispiel neue Segel alle 10 Jahre mit enthalten sind.
Besichtigung und Überführung der Yacht
Der Gebrauchtbootemarkt beschränkt sich dank des Internets nicht mehr auf eine kleine Regionen, sondern er findet quasi weltweit statt. So werden in den einschlägigen Apps auch europäische Yachten angeboten, die in den USA oder in Fernost im Wasser liegen (hier wäre übrigens besondere Vorsicht wegen der „EU-Versteuerung“ geboten). Selbst wenn man eine Yacht im Mittelmeer erwirbt, fallen Reisekosten an. Sowohl für die (ggf. mehrmalige) Besichtigung, als auch für die spätere Überführung.
Unsere Jirka, die „nur“ in der Oberpfalz lag, war gut 500 km von unserem Zuhause entfernt. Pro Anreise mussten wir also 1000 km fahren und auch mehrmals übernachten, inklusive Restaurantbesuchen (bzw. Fastfood während des Lockdowns). Insgesamt war ich 4 mal dort. Hab also einiges fahren und übernachten müssen. Hätte sie im Mittelmeer gelegen, hätte ich wohl den Flieger hin und zurück nehmen müssen, was dann auch die Reisekosten in die Höhe getrieben hätte.
Manchmal hat man Glück und die erworbene Yacht liegt genau dort, wo man sie haben will und übernimmt den Liegeplatz gleich mit. Dann wäre alles gut. Ansonsten wäre eine Überführung zum neuen Liegelatz erforderlich. Und das kann teuer werden, sofern man sie nicht selbst auf eigenem Kiel zum Zielort fährt.
Für einen Transport über Land fallen Kosten in unterschiedlicher Höhe an, die sich nicht pauschal angeben lassen. Natürlich spielt die Entfernung eine Rolle, die Abmessungen der Fracht aber auch. So kann es durchaus sein, dass umfangreiche Straßensperrungen notwendig werden, was dann Kosten verursacht. Oder ein oder sogar zwei Begleitfahrzeuge werden nötig. Das treibt die Kosten dann natürlich, denn deren Fahrer wollen auch bezahlt werden.
Von anderen Bootsbesitzern weiß ich, dass der Transport einer Yacht von rund 4 bis 5 Metern Breite vom Mittelmeer bis zur Nord- oder Ostsee rund 15.000,- EUR kosten kann.
Von der Oberpfalz an die Elbe haben wir für die Jirka rund 5.000,- EUR bezahlen müssen.
Eine Fahrt auf eigenem Kiel vom Mittelmeer in die Ostsee dauert übrigens mehrere Wochen. Ein Jahresurlaub wird wohl nicht reichen, weswegen in dem Falle wohl eine Crew für die Überführung anzuheuern wäre, die sich das natürlich auch bezahlen lässt.
Refit der Yacht
Instandsetzung
Für jeden Verkauf einer Yacht gibt es immer irgendeinen Grund. Von „keine Lust mehr“ über „zu teuer geworden“, „hab mir eine neue/größere/ältere/schönere Yacht gekauft“ bis hin zu persönlichen Insolvenzen oder gar Krankheiten oder Todesfällen steckt immer irgendetwas dahinter. Ist einem der Grund bekannt, kann man erste vorsichtige Rückschlüsse auf den Zustand der Yacht ziehen. Manche Verkäufe sind lange im Voraus geplant, zum Beispiel einer Altersgrenze, bei deren Erreichen man die Segelei aufzugeben gedenkt. Andere wiederum erfolgen kurzfristig, weil sich die Lebensumstände geändert, zum Beispiel wegen Krankheit oder auch Trennung vom Lebenspartner. In dem einen Fall ist die Yacht mit der Pflege vielleicht auf Stand, im anderen womöglich nicht, da neue Investitionen im Hinblick auf einen Verkauf (in ein paar Jahren) unterblieben sind.
Um Abschätzen zu können, wie es um die Yacht des Interesses womöglich steht, liefern Erkenntnisse über den Grund des Verkaufs erste Anhaltspunkte, womöglich noch bevor man das Schiff gesehen hat. Natürlich sollte man nicht gleich als erstes nach dem Grund des Verkaufs fragen, also nicht mit der Tür ins Haus fallen, man sollte aber von Anfang an darauf sensibilisiert sein und entsprechende Signale, die der Verkäufer liefert, registrieren. Mitunter steht der Grund ja auch bereits in der Verkaufsanzeige, zum Beispiel „Wegen Todesfall zu verkaufen“ oder so…
Stand die Yacht sehr lange an Land, ist Vorsicht angebracht. Yachten stehen sich auch kaputt!
Hat man ein Bild vom Zustand der Yacht erhalten, womöglich sogar mithilfe eines Fachmanns (wozu ich immer raten würde), kann man die Kosten für die Instandsetzung ermitteln. Man weiß ja, was gestrichen oder ausgebessert werden muss oder welche Polster ausgetauscht werden sollen. Das Internet mit seinen diversen Foren oder auch Facebook helfen hier schon weiter. Preise lassen sich ermitteln, so dass sich kalkulieren lässt. Natürlich kann man auch bei Werften anfragen, müsste dann aber schon recht genau wissen, welche Arbeiten dort durchgeführt werden sollen.
Zusätzliche Ausstattung
Oftmals möchte man umfangreichere Ausstattung an Bord haben, als bereits installiert. Dann kommen zu den Instandsetzungskosten noch weiter Anschaffungskosten. Bei uns war die Liste sehr umfangreich und reichte von der Anschaffung eines Schlauchbootes mit Außenborder über AIS und Radargerät bis hin zum Einbau einer Dusche und eines Kutterstages mitsamt Anschaffung eines zusätzlichen Segels für das Kutterstag. Alleine das Radargerät verschlang rund 2.000,- EUR, war also nicht gerade billig. Für das Kutterstag und Segel waren immerhin 1.500,- EUR fällig. Für Beiboot mit Außenborder immerhin noch 1.000,- EUR. Es summiert sich also.
Was will ich damit sagen? Es reicht in aller Regel nicht, den nackten Kaufpreis für eine Yacht aufbringen zu können. Es ist mehr Geld erforderlich. Doch wie viel? Das hängt natürlich von den eigenen Wünschen an die Ausstattung ab. Gesprächen mit verschiedenen Seglern, die sich eigene Schiffe angeschafft haben, hab ich aber entnommen, dass man grob die Hälfte des Kaufpreises vermuten kann. Bei einer Yacht für 30.000,- EUR also weitere 15.000,- EUR „Nebenkosten“. Wobei das allerdings stark nach oben oder unten schwanken kann, je nach persönlichen Anspruch und Zustand der Yacht. Für die grobe Kalkulation gleich zu Beginn ist dieser Wert aber ein guter Anhaltspunkt. Ab einem bestimmten Kaufpreis gilt dies dann sicherlich nicht mehr. Denn je teurer die Yachten werden (unterstellt, die Preis sind angemessen), umso neuer oder umfangreicher dürften sie auch ausgestattet sein, so dass diese dann auch (noch) nicht so großen Renovierungsbedarf oder gar Renovierungsstau haben.