Nach der Ankunft in Glückstadt mussten wir erst mal besseres Wetter abwarten. Als es dann endlich im März etwas wärmer wurde, konnten wir mit dem Gartenschlauch anrücken und Deck und Rumpf endlich vom Dreck befreien, der sich dort abgelegt hatte. Nun sah die Jirka schon ansprechender aus.
Mit der Werft wurden einige Arbeiten an Maschine und Rigg abgesprochen. Ich gab eine Tankreinigung in Auftrag, um Dieselpest entweder zu beseitigen oder vorzubeugen, je nachdem, wie der Zustand von Diesel und Tank wäre. Außerdem erhielt das Rigg ein neues Vorstag und ein zusätzliches Kutterstag. Das Kutterstag war vom Voreigner entfernt worden, sollte nach meiner Vorstellung aber unbedingt wieder ran. Es bietet doch viele Vorteile beim Höhelaufen und bei etwas mehr Wind. Also her mit dem Kutterstag.
Die Rostfahnen am Bugspriet konnte ich nur durch Überlackieren der Bugspitze beseitigen. Der passende Restlack war zum Glück an Bord vorhanden. Ebenfalls hatte ich die Unterlagen über die letzte Behandlung des Unterwasserschiffes erhalten (Sandstrahlen und Neuaufbau des Unterwasserschiffschutzes). So konnte ich sehen, welche Lacke verarbeitet worden waren, mir entsprechend neue kaufen und kleine schadhafte Stellen ausbessern.
Ein ganz besonderes Erlebnis hatte ich übrigens beim Beschaffen von Material und Ausrüstung. Der vor Weihnachten eingeläutete Corona-Lockdown wurde im Frühjahr ja gerade wieder gelockert und Baumärkte und Schiffsausrüster öffneten wieder. Während die Sortimente in den Baumärkten nahezu ungeschmälert schienen, sahen die Regale bei den Händlern für Yachtzubehör doch schon sehr mickrig aus…
Lieferprobleme!
Ich suchte nach Opferanoden, fand aber nur zwei passende. „Ach du Sch…“ dachte ich, „na ja, dann wenigstens die. Werde sicherlich woanders noch weitere herbekommen.“ Ähnlich erging es mir übrigens auch mit Leinen, Fendern, Rettungswesten, Pumpen und solchen Dingen. Ich musste nehmen, was ich kriegen konnte. Doch dazu in einem späteren Beitrag mehr.
Wir hatten uns bereits entschlossen, die Bordtoilette komplett zu sanieren und auch eine Dusche einzubauen. Also raus mit dem alten Klo und rein das Neue. Bei der Gelegenheit habe ich dann gleich die Position der Toilette verändert und die Abwasserleitungen komplett neu installiert. Verbaut habe ich einen hochwertigen Fäkalienschlauch, der ein Ausgasen auch über Jahre verhindern wird. Der typische muffige Geruch, den man mitunter unter Deck wahrnehmen kann, rührt nämlich oftmals durch ausgasende (günstige) Abwasserleitungen, die im Laufe der Jahre mürbe geworden sind und dann natürlich Gerüche ausscheiden. Das ich bei der Gelegenheit natürlich ebenso „Tapeten“ und Decke erneuert habe, versteht sich von selbst.
Dank des vom Gutachter erhaltenen Berichtes hatte ich eine Liste über die ausstehenden Arbeiten in der Hand. Hauptsächlich alles kleinere Rostarbeiten. Die Wichtigsten wurden gleich in Glückstadt angegangen. Weitere würden später folgen. Eine gute Hilfe beim Entrosten war übrigens ein druckluftbetriebener Nadelentroster, mit dem ich hervorragend Rost klopfen konnte, erst Recht an Stellen, an die kein Winkelschleifer und auch keine Handbürste mehr so richtig hinkommt.
Die entsprechenden Werkzeuge hatte ich mir übrigens gleich parallel zur Jirka gekauft. Sie hatte nämlich so gut wie keinen eigenen Werkzeugbestand an Bord. Und da ich keine Lust habe, Werkzeug ständig zwischen Zuhause und Schiff hin und her zu fahren (wäre dann sowieso immer am falschen Ort, wenn man es braucht), legte ich mir gleich eine umfangreiche Ausstattung für die Jirka zu.
Man, war das ein herrliches Shopping in den Baumärkten! Angefangen vom Kompressor über Druckluft- und Elektrowerkzeuge wie Schwingschleifer, Bohrer, Winkel- und Exzenterschleifer, teilweise sogar mit Akku betrieben für den Betrieb auf See, bis hin zu Spezialzangen für Elektroarbeiten, Klappleiter, Verlängerungskabel und Bolzenschneider, alles dabei!