Anfang Oktober 2020 fuhren wir erstmals in die Oberpfalz und sahen uns dort im Schuppen die Jirka an. Jener landwirtschaftlich genutzter Schuppen befand sich außerhalb geschlossener Ortschaft, sozusagen in der Walachei. Ohne Wasser- und Stromanschlüsse. Entsprechend verdreckt bzw. eingestaubt sah die Jirka auch aus. Ein Reinigen war quasi gar nicht möglich. Wie hätte das ganze Wasser dorthin gebracht werden sollen? In der Landwirtschaft wäre das sicher gegangen, aber mit welchem Aufwand?
Was mir zuallererst ein „oje“ durch den Kopf schießen lies, entpuppte sich schnell als günstiger Umstand: Ich konnte ziemlich sicher sein, dass nicht mal schnell irgendwelche Mängel kaschiert wurden. Das Schiff befand sich offenbar in genau jenem Zustand, in welchem es drei Jahre zuvor hineingeschoben wurde.
Unser Plan war, sollte uns die Jirka zusagen, wir ein zweites Mal nach Bayern gereist kämen, dann aber mit Gutachter. Die Jirka schien aber in einem derart guten Zustand, dass ich tatsächlich überlegte, ob ein Gutachter überhaupt nötig war. Denn unter Deck und im Maschinenraum, wo der Staub nicht hinkam, sah die Jirka ganz anders aus. Sie machte einen tadellosen und gepflegten Eindruck. Alles sauber, nichts verdreckt!
Um auch ganz sicher zu gehen, kamen wir ein paar Wochen später dann doch noch mal mit einem Gutachter. Der Verkäufer lies uns sogar alleine am Schiff, so dass wir sieben Stunden lang die Jirka auf links drehen konnten. Am Ende des Tages schilderte mir der Gutachter seinen Eindruck von der Yacht. Er bestätigte, was ich bereits ahnte: Schiff und Preis sind in Ordnung! Ein klassischer „Schuppenfund“!
Am Heck trägt die Jirka übrigens „Hamburg“ als Heimathafen. Sie lag von 2001 is 2012 in Hamburg-Finkenwerder, bevor der jetzige Verkäufer das Schiff erwarb und nach Rügen verlegte.
Als der Verkäufer schließlich kam und nach dem Stand der Dinge zu fragte, wurde der Kauf dann auch gleich per Handschlag besiegelt.
Wir sollten neue Eigentümer der Jirka werden! Sie wird also zurück nach Hamburg kommen! Dorthin, wo sie herkommt.
Als Gutachter hatten wir übrigens Gregor Franke gewählt, der die Firma Marine Consulting betreibt. Ich hatte von ihm auf dem YouTube-Blog Sailing Benko erfahren. Der Kanal wird von einem Seglerpärchen betrieben, welches ebenfalls eine Reinke-Yacht erworben hatte, diese renoviert hatte und damit nun um die Welt segelt. Das Video über die Begutachtung der Yacht in Italien beim Kauf überzeugte mich, so dass ich Herrn Franke kontaktierte. Ein Glücksfall, wie sich hinterher herausstellte. Mit Gutachtern ist es ja bekanntlich immer so eine Sache. Welchen nehmen? Schließlich will man ja einen haben, weil einem selbst das nötige Wissen fehlt. Aber wie soll man vorher abschätzen, wer einem welche Fragen beantworten kann?
Mit Herr Franke hatten wir jedenfalls eine gute Wahl getroffen. Er versteht nicht nur sein Handwerk sehr gut, den Schiffsbau, sondern ist auch selbst (Hochsee-)Segler und weiß daher aus verschiedenen Perspektiven gut, wovon er redet. Er hat uns übrigens auch noch gute Hinweise gegeben, wie und wohin wir die Yacht nach dem Kauf transportieren lassen könnten. Denn sie sollte nun mal auf dem Landweg an die Elbe zurück. Daran führte kaum ein Weg vorbei. Eine Reise mit der Jirka über den Rhein, und dann noch im Winter, schien mir zu gefährlich. Schließlich sollte zuvor erst mal ein Rundumcheck von Maschine und Technik her. Und freie Landliegeplätze, die auch noch auf dem Landwege für einen Transport mit Überbreite erreichbar ein müssen, sind rar. Erst Recht, wenn man sie auch noch kurzfristig benötigt. Schließlich fanden wir dann aber einen Landliegeplatz in der Yachtwerft in Glückstadt.
Es konnte weitergehen!